so viele geschichten zu erzählen, so viele eindrücke in gedichte versuchsweise zu fassen, so viele ideen und gedanken zu erörtern, so vielen rätseln nachzuspüren. es ist so leicht gesagt, aber zugleich so schwer getan, „einfach anzufangen“, an irgendeiner stelle. ich erinnere mich daran, wie ich an einem halben nachmittag, mit fast ganz leerem magen, die heimat-geschichte schrieb, ich erinnere mich, wie ich in jener woche immer mit den möglichkeiten dieser geschichte sozusagen schwanger ging. und ich frage mich: warum ich jetzt (und so häufig) herumsitze und nicht beginnen kann. es braucht immer eine bestimmte geistes-verfassung, so eine mischung aus ruhe und ungeduld; wie kann man sich diese verfassung erzeugen, jeden tag, jeden morgen?

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während ich durch die erzgebirgs-landschaft lief, fiel mir beim anblick von blättern auf dem pfad ein: wir treten die wege immer tiefer in die landschaft ein wie die nadel eines aufnahmegerätes den ton in die wachsmatritze einritzt und wenn wir die wege immer wieder neu abschreiten, wiederholen sich die eindrücke und die geschichten, die daran geknüpft sind, zugleich werden sie aber jedes mal wieder neu gedacht, geschrieben, erzählt. dabei entspricht die äußere gedächtnis-landschaft einer inneren.

ich fürchte nach wie vor, ich trete mit großer geste und kühnen worten an (mein ziel besteht in der erschließung des erzgebirges als literarische provinz.), um dann doch nur nach überraschend kurzem gleitflug erbärmlich als bettvorleger aus spitzmauspelzen zu landen und zu enden unter dem gespött und dem gelächter der theatermäßig aufgeputzten leute ringsum: aber er ist ja nur ein großsprecherischer projekte-macher!

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nebelbänke stehen im clarapark / auf die man sich nicht setzen kann / aber zum verstecken eigenen sie sich trotzdem // mir fällt ein / ich muss zwei leben führen / ein äußeres mit einer belang-losen anstellung / als erlebnis-generator und für die unkosten / des zweiten / das ich darauf verwende / das erste mit seinen schrecken und beschämungen / zu beschreiben fast synchron via blog und twitter.

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hinter dem institutsgebäude fand ich, im vorübergehen, einen toten vogel, auf gestampftem, festgetretenen lehm, ein wenig farbarmes, verdorrtes platanenlaub zum grabschmuck. es ließe sich viel sagen vom vogel, der geflogen kommt mit einem gruß von der liebsten, von der weißen taube, die viele ozeane überqueren muss, bevor sie sie am strand ruhe finden und schlafen kann, vom hohen flug, kühn gewagt und jäh abgebrochen, im flug voller hoffung, nah bei den sternen, nur ganz knapp unterhalb ihrer rollenden sphären. aus dem flug gerissen, geschlagen von einem gott, der sich langweilt. deine hoffungen, wünsche, sehnsüchte, träume, …: jetzt ruhst du da, denke ich und legte mich am liebsten zu dir.

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ai weiweis installation rootet upon in seiner ausstellung im münchner haus der kunst, bei der einhundert baumrümpfe oder -strünke aus ganz china in einer zusammenschau eine ahnung von der tiefe der chinesischen traditon vermitteln, aber zugleich vor deren verfestigung warnen sollen, erinnerte mich daran, dass ich selber angefangen habe, baumrümpfe und -stümpfe des erzgebirges zu fotografieren, erzählungen meines großvaters im ohr, wie er mit seinen brüdern während der letzten großen weltwirtschaftskrise „steck“ aus dem waldboden hebelte, um das holz zu verkaufen.

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gladiolen bewahren haltung.

georginen sind erlegen.

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unterwegs fiel mein blick auf eine unverputzte bruchsteinmauer. dieses bild ging mir nicht mehr aus dem kopf. man müsste einmal solche mauern aufnehmen. und vor allem die löcher im putz, die den blick auf die struktur freigeben. ein loch im putz hat etwas archäologisches oder, noch abstrakter wissenschaftliches: es überwindet den ersten eindruck, es verlockt in die tiefe; es erregt stauen, das ja bekanntlich der anfang aller wissenschaft sei. – bröckelnder putz formt karten von terrae incognitae, von unentdeckten ländern, wie zirkelkratzer auf schul-bänken. abenteuer leuchten da auf und alternative lebens-entwürfe, alternative geschichts-verläufe. die neben-wirklichkeiten vergangener ereignisse. – putz und bemalung bilden schichten wie die zeit; gegenwart auf gegenwart sinkt in eine landschaft, erst bilden sich historische ablagerungen, dann geologische. manchmal funkeln vergangenheiten herauf wie sonnenbeschienenes katzengold vom grund eines baches.

kupferstraße, annaberg.

schichten der erinnerung: versteinertes gedächtnis. unlesbar.

der bach vor der haustür formt das je eigene bild vom fluss lethe.

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bogen:

fabrik. brikett. ketten. energie. ergibig. picheln. ellnbogen. bogen:

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guanahaní. trotz alten und neuen stils: zwölfter oktober bleibt zwölfter oktober.

es geht doch nicht um freiheit als absolutum, es geht um die grenzen des spielraums. ich habe noch eine ahnung von diesem staat, dieser diktatur des proletariats, dieser ddr: die spielräume sind größer geworden. man könnte höchstens sagen: die freiheit ist eine farce, immer, ein mythos. ein trugbild und ein versprechen, von der großen sinnstiftungs- und erzähl-maschine großhirnrinde, eine vertrauens-hypothek auf das unentdeckte land, die sich nie einlösen lassen wird. und die wende-revolution – ein mythos? was denn sonst? eine reduzierung und ver-dichtung von wirklichkeit, um sie be-greifen und einordnen, um von ihr (bezogen auf uns, immer nur: uns) erzählen zu können. menschheitsbeglücker, die von freiheit und revolution reden, sollte man – reden lassen und sich nicht weiter um sie kümmern. freiheit und revolution, wenn ich das schon höre. so. auf diese weise. es fehlt nur noch die frage: was ist denn dein freiheits-begriff (revolutions-begriff)? – ich bleibe lieber bei hand-festen dingen, die sich be-greifen lassen: pflasterstein, pflaumenbaum. tisch. teppich. – man muss sehen, was man lindern, wo man dem rad in die speichen fallen kann. mehr erreicht man nicht. die gitterstäbe bleiben, ihr ab-stand voneinander macht den unter-schied.

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während ich über den hof lief, auf dem weg in den garten, wo ein paar bäume gefällt werden sollten, fiel mir ein: nicht auf die abgrenzung von der tradition, nicht auf die innovation kommt es an, es kommt letztlich darauf an, den beschädigungen, wie herta müller sagt, durch die welt aus-druck zu verleihen, der gewalt, die man erfahren hat, den freuden wohl auch, die nicht denkbar und nicht erkennbar sind ohne leiden, die durch leiden erkauft werden. nur ein solches unterfangen ist wohl restlos aufrichtig und damit berechtigt. es geht nicht um: ruhm, ehre, verdienst, …, es geht nicht einmal um schöne sprache – es geht darum, einen angemessenen aus-druck zu finden für die eignen mängel und verkrüppelungen. diese angemessenheit der worte ist zuletzt die einzig gültige ästhetik. auf diese weise entsteht, ganz ohne dass man es recht eigentlich be-absichtigt, so etwas wie: schönheit, notwendige schönheit. not-wendige. – ich fand den einfall deshalb so bemerkens-wert, weil er u.s worte veranschaulicht: ich denke tatsächlich (fast) jeden tag über literatur nach. oder was ich für literatur und poetik halte.

wir schnitten nadelbäume aus dem vorgarten, die kurz vor dem ende der ddr gekeimt haben müssen. man soll, hieß es, die flachwurzelnden nadelbäume durch tiefwurzelnde laubbäume oder sträucher und büsche ersetzen, um sich vor sturmschäden zu schützen. die erderwärmung ist im grunde genommen eine energieanreicherung in der atmosphäre (temperaturzunahme), damit nehmen vor allem auch die stärke und häufigkeit von stürmen zu – die auch vor deutschen jägerzäunen und dahinterliegenden vorgärten nicht halt mache … – khf. hat mich etwa zu der zeit, als diese bäume kleine schößlinge waren, auf den grafischen reiz der maserung eines dielenbrettes aufmerksam gemacht. das gleiche gilt für die schnittfläche eines baumstammstumpfs.

Kopie von DSC_0003

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