das ärgerliche an einem tag voller termine ist, dass man etliche viertelstunden verliert, in denen man am stück doch einiges zu wege bringen könnte: schreiben macht doch spaß! reines warten ist folterqual. man verplempert seine zeit, weil man auf diesen oder jene warten muss – und dann kann man nicht einmal herumschreien und toben, weil man zum einen als freundlicher zeitgenosse gelten will (haben’s griesgrame etwa leichter?) und weil man zum andern selber wegen der terminfülle, der hektischen natur und der eingewurzelten lebensangst ständig zu spät kommt, unpässlich ist und aufgaben versäumt, andere warten lässt. wollte man nur nicht freundlich und gerecht sein! aber das hängt natürlich alles mit dem mangelnden selbstbewusstsein zusammen; könnte man vor sich selbst frei und unwidersprochen behaupten: „ich dichter!“, „ich gelehrter!“, mit lebensfrohem brüllen und schlagen auf die brust, wie ein berggorilla, dann ließe sich auch poltern und ungerecht sein: ich pfeife auf die andern! aber so. ach herrje. (das ist alles so wegesrand- oder krümelprosa, von der man große masse produzieren und anschließend – pechblende – aufwendig-vielstufig das leuchtende herausdestillieren muss.) — geschrieben auf einem zettelchen, das ich noch im portemonaie fand, als ich vor der medizinmensa in der liebigstraße auf w. wartete, weil ich zu früh losgefahren und ärgerlich darüber war, den vormittag vergeudet zu haben, obwohl das geplante unternehmen mit k. w. fest vereinbart war. das schreiben half ein wenig, linderte den ärger. – immer den kleinstrechner bei der hand haben, dann kann man wenigstens in den warte-viertelstunden etwas unsinn notieren. wie dies hier.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Kommentare deaktiviert für

st. nikolai im abendlicht vorm blauen himmel, von der universitätstraße aus gesehen. musik von pachelbel oder schütz, keinesfalls von bach, im inneren des ohrs. und die vorstellung der stadt als mischung aus spätem 17. jahrhundert und 80er jahren. unbedingt leere gassen, straßen, plätze.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit | Kommentare deaktiviert für

kempowski berichtet von seiner affinität zum wort zettel. – seit wohl sieben jahren reizen mich die wörter kartei und karteikasten, ja noch mehr zettelkasten – da tut sich eine ganze welt auf. von wegen: verzetteln.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Kommentare deaktiviert für

im baumarkt eine abteilung „junges wohnen“; zimmer, die so eingerichtet sind, wie sich biedere leipziger mitdreißiger ein jugendzimmer vorstellen. – ob es demnächst auch die abteilung „altes wohnen“ gibt, nierentische, schnörkelgerahmtes bild mit alpenlandschaft und sechzehnender? die demografische herausforderung macht auch vor baumärkten nicht halt.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit | Kommentare deaktiviert für

dürrenberg

der wald aus lärchen, / bergahorn und fichten / steigt steil aus dem tal. / dicht über den kronen / rollen die sphären, / die wipfel reichen / in der morgenröte / fast bis zum rautenkranz / des nächsten sterns.

(zuerst veröffentlicht in: kalliope. zeitschrift für literatur und kunst iv/2008.)

Veröffentlicht unter feldrainsteine | Schreib einen Kommentar

černá voda / schwarzwasser

nach pessoa und brězan

mulde, elbe und saale / sind schöner als / der fluss meiner zwergstadt, aber / mulde, elbe und saale / sind dennoch nicht schöner als / der fluss meiner zwergstadt, weil / mulde, elbe und saale / der fluss meiner zwergstadt nicht sind. // mulde, elbe und saale / sind flüsse und ströme, / bächlein und rinnsal nennt ihr / den fluss meiner zwergstadt, aber / mulde, elbe und saale / wären weniger groß und weniger schön, / fehlte ihnen das wasser aus / dem fluss meiner zwergstadt. // von mulde, elbe und saale / heißt nur die elbe auch labe / und durchbricht eine grenze, aber / der fluss meiner zwergstadt / plätschert ganz mühelos / von einem land ins andere / aus einer sprache in die andere, / trägt zwei namen und ist zweimal da.

(zuerst veröffentlicht in: kalliope. zeitschrift für literatur und kunst iv/2008.)

Veröffentlicht unter feldrainsteine | Schreib einen Kommentar

das hühnerfutter, in dem ein rest nudeln mit tomatensoße eingeknetet worden war, erinnerte mich später an mein abendessen, das aus aufgewärmten nudeln mit tomatensoße bestand. seien wir hühner, seien wir menschen, wir fressen alle aus dem gleichen napf, wir enden alle im gleichen loch. von uns gibt es vermutlich übergenug, so dass wir ohne interesse sind für die sternenreisenden – sie fliegen vorbei. – naja: abendliche betrachtung über hühnerfutter, menschliches dasein und außerirdische intelligenzen.

Veröffentlicht unter Uncategorized | 4 Kommentare

abends eine dokumentation über die „100 besten sportmomente“: eine hochspringerin, die 1972 mit 16 eine olympische goldmedaille gewann und zwölf jahre später noch einmal – sie hielt vor dem entscheidenden anlauf inne, der kommentator sagte, dies sei nun ihre stunde; nach einem augenblick des durchatmens und der konzentration lief sie los, sprang und gewann. mit anderen worten: man kann nachdenken, aber irgendwann muss man auch einmal loslaufen.

Veröffentlicht unter Uncategorized | 4 Kommentare

woher rührt nur das bedürfnis, beim essen daheim die schuhe unterm tisch auszuziehen. meist geschieht es völlig unbewusst und ich bemerke nur, wie ich wieder einmal die schuhe ausgezogen habe. manchmal versuche ich auch ganz bewusst, sie nicht auszuziehen, aber dann fühle ich mich sogleich sehr unwohl und beobachtet. – woher mag dieser tick nur stammen, welche ursache mag er haben, welche rückschlüsse auf verborgene konflikte, ängste, leidenschaften mag er erlauben?

Veröffentlicht unter Uncategorized | Schreib einen Kommentar

wenn ich mit einem teller durch das gwz laufe, habe ich beständig die befürchtung, mit jemandem zusammenzustoßen, etwa bei einem schwenk in einen seitengang, ist ja alles sehr labyrinthisch angelegt, oder beim treppensteigen zu stürzen. die latente angst vor peinlichen unglücksfällen resultiert aus mangelndem selbstvertrauen, aus dem mangelnden bewusstsein, wirklich das richtige zu tun.

abends, ich stritt mich gerade mit a. m. über den offenen brief an den förderverein der universität, da kam m. s. vorüber und ich sprang aus mir heraus, beobachtete mich beim streiten und fand, ich machte keine gute figur. ich konnte sie verstehen … ach, ich kann sie alle verstehen aus dieser selbstbeobachterposition. – das einzige und beste, was ich erreichen kann und unbedingt erreichen will, ist ihre zuneigung, sympathie, freundschaft. gegenseitig voneinander wissen in der weite der welt.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Schreib einen Kommentar