beim kopieren eine gruppe von drei blondinen, darunter eine, mit einem bündel kopien unterm arm, nicht sehr groß, aber auch nicht sehr zartgliedrig; eine frau im kleinformat, dachte ich zunächst, aber dann wurde mir bewusst: weder sie noch ich waren um die fünfzehn, sondern zehn jahre älter, mindestens. eine erotische möglichkeit am wegesrand, von denen es wohl tausend gibt, von denen man vielleicht auf ein dutzend aufmerksam wird – und das ist es dann auch. der garten der sich verzweigenden pfade – und ich setze mich auf die parkbank. und worüber beklagst du dich dann? – was mag sie zu erzählen haben? für einen augenblick blitzte die vorstellung auf, mit ihr das leben zu verbringen: kinder, stadtwohnung, bücher, promotion, lesereisen, viel hektik und dennoch eine innige zuneigung … das sind eben so wunschträume. wunschträume eines kleinbürgerlichen kleinintellektuellen. aber wenigstens herausfinden, wie sie heißt, was es mit ihr auf sich hat und eine freundschaftliche beziehung etablieren. nichts, nichts. ein vorübergehn, kopien unterm arm.

das klosterartige an kempowskis haus kreienhoop: einen vierseitenhof innen und außen mit einem umlaufgang ergänzen, nach süden große fenster, nach norden kleine, steinplatten und gekalkte wände. das haus voller bücher, ein brennofen, eine druckerpresse, eine dunkelkammer, draußen ein obst-, gemüse- und kräutergarten … man bräuchte das gebäude, das gelände gar nicht mehr verlassen, nur noch schlafen und werkeln, ohne an die zeit denken zu müssen und irgenwann einmal sterben …

Veröffentlicht unter Uncategorized | Schreib einen Kommentar

die lektüre des kempowski-buchs tut mir gut: ich fantasiere wieder vor mich hin. immerzu lesen und schreiben, wissen, dass man das richtige tut, dass es notwendig ist, was man treibt. unerlässlich und zugleich hilfreich für sich selbst und die anderen. tagträume, überlegungen, fantasien, in den vorgarten die zweite hälfte der wehrmachtsbaracke zu stellen, hochpaterre, innen ausgemauert, als archiv für unveröffentlichte autobiographien und selbstzeugnisse aus dem erzgebirge – das wäre zwar was, macht aber, bei lichte besehen, wohl schon das isgv. man versetzt sich beim lesen so leicht und leichthin in fremde, teils imaginierte lebensläufe.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit | Schreib einen Kommentar

tiliich stellt ein thesenpapier vor, das einen „zweiten schub für ostdeutschland“ bewirken soll, unter anderem den (aus)bau einer bahnstrecke nach prag, wien, budapest, ähnlich der so genannten rheinschiene. der weg nach prag, die wiederentdeckung der alten ostmitteleuropäischen verbindungswege. that’s it exactly: stettin, leipzig, prag, wien, venedig. unser atlantis heißt vineta.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar

morgens war der himmel klar und die sonne schien mir heiß ins gesicht; als ich erwachte, war der himmel düster und es begann heftig zu regnen. ein schönes gefühl, am schreibtisch zu sitzen und zu arbeiten, während es draußen blitzt, donnert und in strömen regnet. ein winterunwetter wäre auch sehr angenehm, aber der raum hält ja keine wärme …

Veröffentlicht unter Uncategorized | 4 Kommentare

vorstellungen mit einem hauch september: so viele frauen, die man kennenlernen möchte, die man mit den umständen seines lebens vertraut machen möchte, aber es ist so mühsam, allein auf sich aufmerksam zu machen. diese ganzen kulturell geprägten balzrituale; wenn mir einmal so ein minnesänger, tandaradei, über den weg liefe, dem wollte ich schon seine klampfe über den kopf schlagen. stell dir mal vor, ich singe unter einem fenster in connewitz ein liedchen – da kriegt man doch gleich eins drübergebraten. von wegen: tandaradei … troll dich mit deinem tandaradei, heißt es dann gleich – und es wäre verständlich.

ein feature über den ostdeutschen liedermacher gundermann, ein aufblitzen von ideen; ein hörspiel von silke scheuermann, das mir einfälle brachte und mut machte für die lesenacht.

auf dem weg durch leipzig plakate, werbebanner, firmenschilder – ich nehme überall texte wahr, die über die stadt gelegt sind.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit | 3 Kommentare

im altenburger land gibt es brücken für birken.

leipzig lyrisch erkunden; auf mitteldeutschland, insbesondere das erzgebirge und ganz wichtig: die gegenstadt prag zu beziehen. wie schon gesagt: ich pfeife auf erich loest! — freilich: gedichte schreiben können oder: der eigenen mittelmäßigkeit begegnen. oh karl-heine-kanal, / wie du im nirgendwo endest, aber / mit so viel tatkraft begonnen wurdest …

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

beim lesen einer biographie über virginia und leonard woolf fiel mir auf, dass die dunkelhaarige philsophiestudentin von gestern eine erstaunliche ähnlichkeit mit virginia hat. – ich frage mich, wer von beiden die attraktivität der andern in meinen augen steigert.

Veröffentlicht unter Uncategorized | 3 Kommentare

als ich abends das gwz verließ ohne viel während des tages getan zu haben und niedergeschlagen war, nicht allein wegen der unerledigten dinge des tages, sondern wegen derjenigen meines ganzen lebens, traf ich b., d. und m., plauderte eine weile mit ihnen und es ging mir alsbald besser.

vor der tür lief die dunkelhaarige philsophiestudentin aus dem rousseau-seminar vorbei. d. kannte sie und verriet mir ihren namen, den ich allerdings sofort wieder vergaß.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Schreib einen Kommentar

geträumt, ich träfe r., der mir völlig verzweifelt und aufgelöst offenbarte, er verkrafte die verantwortung für seine tochter nicht mehr. – sehr verstört wachte ich auf. — ich bin r.

aus einem mittelklassewagen, der an beiden seiten mit einer schwarz-rot-goldenen fahne bestückt war, kroch mühsam ein mann und ergriff die beiden krücken, die er vermutlich zuvor an das auto gestellt hatte. ein passendes bild, schien mir, als ich mit dem rad vorüberfuhr: patriotismus als identitätskrücke. – so hat jeder seine krücken. (auch wieder so ein satz, der alles relativiert, ach …)

„wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts gegen die kameras. wer nichts verbrochen hat, hat auch nichts zu befürchten.“ wer nichts zu verbergen hat, braucht auch keine kleidung tragen, keine gardinen an den fenstern, keine trennwände in öffentlichen toiletten. — wenn ich groß bin, will ich mal gesellschaftskritiker werden, was?

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit , | 2 Kommentare

geträumt, ich sei ein duodezfürst an der schwelle vom 18. zum 19. jahrhundert, die residenz ein kleines städtchen, am fluss das schloss, am berg ein paar häuser; ich trat die regierung an und kam auf die idee, das schloss in eine art museum zu verwandeln und mir ein häuschen in der stadt zu nehmen, der kanzler hielt die idee für interessant. einer familie, die ein einfaches holzhaus besaß, wollte ich ein steinhaus finanzieren, aber sie lehnten entrüstet ab, was ich mich in ihre angelegenheiten mischte. nichtsdestoweniger war ich über mein dasein als aufgeklärt-absoluter fürst sehr erfreut; ich fragte in der bibliothek der residenz, deren einrichtung derjenigen der leipziger universitätsbibliothek doch sehr ähnelte, ob ich nicht einen großen schreibtisch bekommen könnte, so einen wie in der bibliographischen auskunft.

einen artikel über gesine schwan, in dem ich bestätigt fand, was die zentrale aufgabe für den ostdeutschen diskurs sein muss:

es gibt ideologische schnittmengen zwischen ganz links und ganz rechts, und g. s. findet sie auch im osten. 2003 sitzt sie bei einer debatte in brandenburg, es geht um die eu, ein mann steht auf. er sei ein leben lang internationalist gewesen, sagt er, aber wenn die eu-osterweiterung kommt. „… hält der pole wieder die kralle auf“. unerträglich findet sie das, zudem soll der mann ein hohes tier in der ddr gewesen sein. (…) zu den altlasten des sozialismus, die sie entsorgen will, zählt sie aber auch die angst, über persönliche schuld zu sprechen. g. s. würde nicht einfallen, die verbrechen der nazis mit denen der ddr gleichzusetzen, aber die art, wie das wiedervereinigte land sich vor seiner vergangenheit drückt, erinnert sie an die nachkriegszeit. das schweigen, diese „irrsinnige erbschaft nachdiktatorischer gesellschaften“, macht die politische kultur kaputt, davon ist sie überzeugt, und sie verstellt den menschen den zugang zur demokratie. wie wird man diese erbschaft los? durch reden, sagt sie (…) (hervorhebung vom autor; sz vom 16.06.08, s. 3)

indien ist kein land, indien ist eine welt, zumindest eine ökumene; indien ist ein subkontinent asiens. wie die gegend hier auch. – diese perspektive hatte ich schon lange einmal: indien mit europa zu vergleichen, von der fülle und vielheit her. auf diese weise erscheint indien plötzlich ungeheuer verblüffend vielschichtig. zumal wenn man durch mitteleuropa läuft, deteils beobachtet, aber zugleich die ausdehnung des subkontinents von lappland bis andalusien, von der bretagne bis nach georgien vor augen hat und darüber wie eine zweite wahrnehmungsschicht das vielfältige indien legt.

durch den clara-park mit dem rad; ein blick auf die große wiese im sonnenschein, die mal nach anhalt-dessau um 1770 aussieht, mal wie eine wiese im amerikanischen mittelwesten. gelegentlich springt ein eichhörnchen über den weg und im unterschied zu einer katze bringt die begegnung ermunterung, lächeln, freude. – mir fiel der schüttelreim: pultschollen – schuldpollen ein und ich war guter dinge plötzlich.

manchmal wache ich nachts auf und habe nur den irrsinnigen wunsch, das fenster zu öffnern und hinauszuspringen. dann schlafe ich in ängsten weiter und erinnere mich am morgen kaum noch an diesen wunsch, kann aber trotzdem den tag nicht mutig beginnen.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar