am westlichen abhang des pöhlbergs standen silber-birken (silber-pappeln) und ich dachte, wie vermessen es  eigentlich ist, die vorstellung der alten, das erz wachse im berg immer wieder nach – als uninformierten aberglauben abzutun. ganz im gegenteil dringt es sogar durchs taube gestein bis zur oberfläche und treibt dort baumartig weiter gen himmel.

als ich aus dem wald fuhr, der geyer fast ganz umgibt, schien die welt mit einem mal heller: die täler dehnten sich breiter und der himmel war nicht mehr bedeckt. der lange weg nach westen, kam mir in den sinn. freilich ist die verknüpfung der ideengeschichtlichen meistererzählung von aufklärung und fortschritt mit einer vorfindlichen landschaft lediglich eine zuschreibung und allenfalls eingeschränkt statthaft. selbst wenn man das eigene empfinden als maßstab und rechtfertigung zugrunde legt, muss man sich eingestehen, wie geprägt es ist und wie bezogen auf kulturelle muster und traditionen. die erlaubnis, ein solches erlebnis unbeschwert zu empfinden, ergibt sich dem bewusstsein über seine bezüge und ursprünge. auf diese weise ist man vor leichtfertigen trugschlüssen gefeit – zwar nicht ganz und gar, denn wer wäre unfehlbar, aber doch hinreichend für den tag und die stunde. nach allen überlegungen bleibt es zuletzt so empfunden wie ganz am anfang: als ich aus dem wald fuhr, leuchtete die welt vor mir.

unterwegs nach zwickau berauschte ich mich immer stärker am anblick der landschaft, die weder wildnis, noch städtische zivilisation ist, sondern mir wie ein garten scheinen will, gerade mit dem schweren grünen laub am ende des sommers.

in der stadt selbst war ich mir ganz und gar nicht sicher, ob man sie noch zum erzgebirge zählen sollte oder nicht. es gibt dort keine täler mehr und berge, sondern eine hügelige landschaft, aber zugleich ist die stadt auf vielfältige weise mit dem erzgebirge verbunden, denkt man etwa an die lateinschule mit ihren geistigen wirkungen ins gebirge hinauf oder an die familie römer mit ihren wirtschaftlichen beziehungen zum bergbau dort oben. als ich auf einem straßenschild die richtung nach altenburg gewiesen sah, wurde mir klar, dass ich mich ja die ganze zeit mehr oder weniger auf jener salzstraße bewegte, die seit gut einem jahrtausend halle mit prag verbindet und eben über altenburg und zwickau führt. wenn man sich die kon=texte erschließt, kann man insofern tatsächlich die zeit im raume lesen – und sei es auf einem wegweiser.

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