in der leipziger volkszeitung erschien ein so genanntes „fragebogen-porträt“ r.s.1 – da ich nie in die situation kommen werde, so einen fragebogen zu beantworten, unternehme ich es auf eigene faust:

was mögen sie an sich selbst? – ich zu sein. – was ist ihre größte schwäche? – ich zu sein. – welche person aus ihrer umgebung hätte einen orden verdient? – diejenigen, die die scherben meiner universitätsjubiläumsprojekte weggeräumt haben ohne mir gram zu sein. – was möchten sie in ihrem leben erreichen? – kundigkeit und souveränität. – auf welche leistung sind sie besonders stolz? – fragen sie nochmal, wenn ich siebzig geworden bin. – wo erholen sie sich in ihrer region? – beim werkeln in haus und garten, beim aufräumen in büro und bibliothek, beim sinnieren. – welche persönlichkeit der geschichte beeindruckt sie am meisten? – auch wenn es für leipziger ohren nach gefälliger schmeichelei klingt: bach. – wie heißt ihre lieblingskneipe? – ich gehe ungern in kneipen, aber wenn es unbedingt notwendig ist, beschwere ich mich über kaum eine. – welches buch hat sie am meisten gefesselt? – thomas manns unbekanntes hauptwerk über joseph und seine brüder. – ihr lieblingsfilm? – sie mögen überrascht sein: der sechste teil der star-trek-reihe, das unentdeckte land, weil er mit den begrenzten mitteln des populären science-fiction-films gekonnt den zusammenbruch der sowjetunion reflektiert. – welches projekt halten sie in leipzig für das dringlichste? – die überwindung der diktaturen des letzten jahrhunderts, die endgültige ankunft im westen. – welche musik hören sie gern? – kammermusik aus dem barock. – was wollten sie als kind werden? – landwirt, dichter, archäologe. – welche drei dinge würden sie auf eine einsame insel mitnehmen? – papier und stift. und ein boot. – sie können im stadtrat eine rede halten – worüber würden sie sprechen? – über das projekt, das ich in leipzig für das dringlichste halte. – was halten sie von fragebögen? – die kurzweiligen antworten, zu denen man hingerissen ist, verdecken meistens mehr als sie verraten.

1 lvz vom 23.06.11, s. 23.

 

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Eine Antwort zu

  1. sri sagt:

    bei einer generalaudienz äußerte sich benedikt xvi. anerkennend über die musik bachs: nach einem konzert mit werken des leipziger thomaskantors habe er bemerkt, „dass das, was ich gehört hatte, mir wahrheit vermittelte“. zudem spiele er in seiner freizeit – der papst hat freizeit? – beim klavierüben neben werken mozarts vor allem bach, der bewunderern seiner spielfertigkeit bekanntlich beschwichtigend den rat auf den weg gab: wer täglich so fleißig die orgel übte wie er, der werde es gewiss zu ebensolcher kunstfertigkeit bringen. (vgl. epd-meldung in fp vom 02.09.11, s. a2)

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