zum schluss umarmte sie mich. und ich lief durch die regnichte leipziger nacht und fühlte mich abermals wie ein adagio, dieses mal indes nicht leidend, vielmehr wie ein adagio voller gemessenheit, der held schreitet tapfer weiter, mühevoll, langsam, bedächtig, aber vorwärts, wobei jeder schritt erfüllt ist von der seelenauslotenden materialität des klangs. kein gleitendes wasser, ein gletscher vielmehr, der sich vorwärtsschiebt. adagio molto grave. schönheit im dulden sei das wesen der sebastiansgestalt, sagt thomas mann 1929 in stockholm. – naja: schönheit im dulden ist vielleicht ein wenig zu arg aschenbach. die proletarisch-postmoderne variante lautet wohl eher: nehmen, was man bekommen kann und das beste daraus machen. denn man kann auch vor sich hindulden und leiden – und darüber alt und grau werden, was  auch nicht gerade sinn und zweck des dasein ist, sinn und zweck einmal grundsätzlich als gegeben vorausgesetzt.

mir bleibt meine poesie, sie ist vielleicht das einzige beständige in meinem leben, während die empfindungen hindurchgehen; die menschen streifen durch die kammer, in der ich sitze und hocke, aber keiner bleibt, weil keiner bleiben kann. — ich stehe in der tür von u.s zimmer, sehe hinein und während ich mich frage, was sie eigentlich tut, wird mir deutlich, dass ich in den vergangenen jahren meinen willen verloren habe. mit einer unerwarteten heftigkeit und wucht ergriff mich die frage: was willst du tun? und die massivität der frage machte auch die antwort so deutlich: sie lässt sich vielleicht nicht sprachlich fassen, das wäre lediglich ein ungelenkes ansammeln von worten und plänen, es ist auch keine anweisung wie etwa das augustinische nimm und lies!, es handelt sich vielmehr um ein gefühl von klarheit und gewissheit.

schreiben ist die essenz meiner existenz (heiner müller). – essenz kann man auch durch wesenskern ersetzen, dann stimmt es noch mehr.

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