unterwegs fiel mein blick auf eine unverputzte bruchsteinmauer. dieses bild ging mir nicht mehr aus dem kopf. man müsste einmal solche mauern aufnehmen. und vor allem die löcher im putz, die den blick auf die struktur freigeben. ein loch im putz hat etwas archäologisches oder, noch abstrakter wissenschaftliches: es überwindet den ersten eindruck, es verlockt in die tiefe; es erregt stauen, das ja bekanntlich der anfang aller wissenschaft sei. – bröckelnder putz formt karten von terrae incognitae, von unentdeckten ländern, wie zirkelkratzer auf schul-bänken. abenteuer leuchten da auf und alternative lebens-entwürfe, alternative geschichts-verläufe. die neben-wirklichkeiten vergangener ereignisse. – putz und bemalung bilden schichten wie die zeit; gegenwart auf gegenwart sinkt in eine landschaft, erst bilden sich historische ablagerungen, dann geologische. manchmal funkeln vergangenheiten herauf wie sonnenbeschienenes katzengold vom grund eines baches.

kupferstraße, annaberg.

schichten der erinnerung: versteinertes gedächtnis. unlesbar.

der bach vor der haustür formt das je eigene bild vom fluss lethe.

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