ich glaube, ich würde vieles (alles womöglich, aber was heißt schon „alles“?) ertragen können, wenn ich mir nur sicher sein könnte, dass meine texte lesens-wert sind und es demzufolge sinn-voll ist, sich ein leben lang mit ihrer herstellung zu beschäftigen. freilich: diese gewissheit gibt es nicht, das weiß ich auch, man muss ins blaue hinein zuversicht entwickeln. ins blaue hinein zuversicht entwickeln können. vielleicht liegt darin die größte aufgabe und herausforderung dieses lebens: immer wieder, trotz aller gründe zur resignation („ach gib’s doch auf!“), resignation im kleinen privaten, wie im großen ganzen, trotz alledem und alledem immer wieder aufs neue un-begründete zuversicht ins blaue hinein zu entwickeln. dans le façon de sisyphos, sozusagen. ohne diese zuversicht, die zuversicht, dass es gegen alle wahrscheinlichkeit doch gelingen kann – hätten sich ohne diese zuversicht damals die einzelnen aminosäuren überhaupt verbunden? gibt es eine pflicht zur zuversicht? und wenn ja: mit welchen hilfs-mitteln kann man sie unterstützen und festigen? – wie anderen ein haus mit garten, für dessen anlage und pflege sie ihr leben im wesentlichen verwenden, scheinen es mir im meinen fall die texte zu sein. haus und garten wären auch schön, aber ohne texte geht es nicht, es wäre kein leben – ich stelle es jeden tag fest, an dem ich aus unerfindlichen gründen keine zeile (oder nur briefe und ähnliches nach den anforderungen des tages) schreiben kann. rilke schreibt an einen jungen dichter: erforschen sie den grund, der sie schreiben heißt; prüfen sie, ob er in der tiefsten stelle Ihres herzens seine wurzeln ausstreckt, gestehen sie sich ein, ob sie sterben müßten, wenn es ihnen versagt würde zu schreiben – ich bemerke, es ist zumindest kein leben, wenn ich nicht schreibe.

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