„‚(…) dazu braucht es mut und eine beispiellose politische entschlossenheit sowie einen konsens zwischen allen parteien‘, mahnt der chinesische regierungschef. (…)“1 am besten für europa sind ohnehin chinesische verhältnisse: auf jedem schiff, das dampft und segelt, gibt’s einen, der die sache regelt – und zwar am besten der vorsitzende des zentralkommitees der kommunistischen partei europas … die sich fieberhaft ausbreitende chinabewunderung ist nur eine neue facette in der gut zweitausendjährigen beziehungsgeschichte zwischen dem fernen osten und dem fernen westen eurasiens. die gelbe gefahr wird heute an die wand leerstehender fabriken, banken, schulen geschrieben. phlegmatisch und fatalistisch wälzen wir uns im selbstmitleid, wir erwarten einen chinesischen lohengrinmessias, der uns erlöst und errettet und geben keinen cent mehr auf unsere traditionen und potentiale. auch wenn china (und mit ihm indien und russland und brasilien) gegenwärtig so überwältigend vital erscheinen, halte ich es keineswegs für ausgemacht, dass das kommende jahrhundert ein chinesisches werden wird, wie etwa das vergangene ein amerikanisches war. jemand bemerkte einmal, ein durchaus interessanter gedanke, zu beginn des zwanzigsten jahrhunderts habe alles dafür gesprochen, dass es ein deutsches werden könnte – und wie ist es ausgegangen? man frage einmal die achthundert millionen bauern in china und die hundert millionen wanderarbeiter nach dem mut und der entschlossenheit der kp-führung. sie werden vermutlich nicht viel antworten, denn wer zu viel sagt und fragt, wird plötzlich wegen steuervergehen eingesperrt. in der debatte zur ertüchtigung des rettungsschirms definierte peer steinbrück europa als die abwesenheit der angst, dass es nachts an der tür klopft und man aufgefordert wird mitzukommen. an diesem gedanken ist steinbrück zwar nicht der urheber, recht hat er aber trotzdem.

1 ärgern über merkel …, in: sz vom 22.10.11, s. 25.

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