unschlüssig wie ich bin vor lauter aufgaben und herausforderungen, wusste ich nicht, was ich tun oder genauer: wo ich anfangen sollte. deshalb nahm ich mir die zeitung vom tage, setzte mich auf den balkon in die sonne und begann zu lesen. aber es dauerte nicht lang und die assoziations- und textproduktionsmaschine im großhirn sprang an. indes hatte ich keine lust, mich an die tastatur und vor den bildschirm zu setzen; zuweilen erzeugt das textbild einen unerträglichen perfektionsdruck – während man einfach nur ein paar dinge notieren möchte, ins ungefähre, grob, probehalber, übungsweise … daher nahm ich mir meinen füllfederhalter und einen stapel dinasechskleiner zettelchen, die ich beschrieb, auf dem balkon, in der sonne. zum einen löst die begrenzte fläche dieser zettel, von denen einer sehr zügig gefüllt ist, den perfektionsdruck und erzeugt statt dessen eine art schreibrausch oder zettelfüllwut, zum andern bereitete es mir ungemeine freude, das papier mit schrift zu füllen, schon der grafische eindruck unabhängig vom inhalt (content …) war enorm. daniel kehlmann bemerkte einmal, dem schriftsteller müsse es vergnügen bereiten, papier mit zeichen, worten, sätzen zu füllen. vielleicht steht dieser in vielfältiger weise sinnliche eindruck vor allem anderen: das kratzen, schaben, huschen des federhalters, bleistiftes übers papier, die grafische spannung zwischen den linien der zeichen und der struktur des papiers, das bei genauem hinsehen gar nicht so makellos ist, wie es von ferne scheint. derart entstand ein kleiner zettelstapel und ich war darüber ungemein erleichtert und froh. schreiben, einerlei was, sonst finde ich keine gelassenheit für den tag, schreiben vor allem andern.

Dieser Beitrag wurde unter poetik, selbstethnografie veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert