die gestalt des russischen malers nikolai roerich ist ein schönes beispiel für einen lebensweg quer zum verlauf der geschichte im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten jahrhundert. die gängige meistererzählung, die uns ein bild der vergangenen wirklichkeit in diesem zeitraum liefert, wird auf eine herrlich anarchische weise entlarvt. er ist eine figur wie geschaffen für eine bizarre geschichte alexander kluges. dass es jemanden wie ihn überhaupt gegeben hat, ermutigt zu expeditionen am rand der eigenen wirklichkeit; dass es jemanden wie ihn tatsächlich gegeben hat, bekräftigt das poetische prinzip eines magischen realismus, der auf auf das erfinden verzichtet zugunsten des bloßen findens.

1 ernst von waldenfels, nikolai roerich. kunst, macht und okkultismus, bln. 2011. – siehe auch die rezenzion dazu von christopher stutz, wo die weisen männer wohnen, in: sz vom 17. januar 2012, s. 14. schade nur, dass die angegebenen lebensdaten fehlerhaft sind und so das phantastische schillern ein wenig dämpfen, denn roerich ist nicht wie angegeben 1847, sondern erst 1874 geboren. nimmt man andererseits noch die baltisch-schwedischen wurzeln der familie und die ostasienwissenschaftliche karriere eines sohnes in der sowjetunion hinzu, kommt man aus dem staunen mit offenem mund nicht mehr heraus und kann nur noch mit ernst jünger feststellen: das alles gibt es also

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