geträumt, ich sei ein duodezfürst an der schwelle vom 18. zum 19. jahrhundert, die residenz ein kleines städtchen, am fluss das schloss, am berg ein paar häuser; ich trat die regierung an und kam auf die idee, das schloss in eine art museum zu verwandeln und mir ein häuschen in der stadt zu nehmen, der kanzler hielt die idee für interessant. einer familie, die ein einfaches holzhaus besaß, wollte ich ein steinhaus finanzieren, aber sie lehnten entrüstet ab, was ich mich in ihre angelegenheiten mischte. nichtsdestoweniger war ich über mein dasein als aufgeklärt-absoluter fürst sehr erfreut; ich fragte in der bibliothek der residenz, deren einrichtung derjenigen der leipziger universitätsbibliothek doch sehr ähnelte, ob ich nicht einen großen schreibtisch bekommen könnte, so einen wie in der bibliographischen auskunft.

einen artikel über gesine schwan, in dem ich bestätigt fand, was die zentrale aufgabe für den ostdeutschen diskurs sein muss:

es gibt ideologische schnittmengen zwischen ganz links und ganz rechts, und g. s. findet sie auch im osten. 2003 sitzt sie bei einer debatte in brandenburg, es geht um die eu, ein mann steht auf. er sei ein leben lang internationalist gewesen, sagt er, aber wenn die eu-osterweiterung kommt. „… hält der pole wieder die kralle auf“. unerträglich findet sie das, zudem soll der mann ein hohes tier in der ddr gewesen sein. (…) zu den altlasten des sozialismus, die sie entsorgen will, zählt sie aber auch die angst, über persönliche schuld zu sprechen. g. s. würde nicht einfallen, die verbrechen der nazis mit denen der ddr gleichzusetzen, aber die art, wie das wiedervereinigte land sich vor seiner vergangenheit drückt, erinnert sie an die nachkriegszeit. das schweigen, diese „irrsinnige erbschaft nachdiktatorischer gesellschaften“, macht die politische kultur kaputt, davon ist sie überzeugt, und sie verstellt den menschen den zugang zur demokratie. wie wird man diese erbschaft los? durch reden, sagt sie (…) (hervorhebung vom autor; sz vom 16.06.08, s. 3)

indien ist kein land, indien ist eine welt, zumindest eine ökumene; indien ist ein subkontinent asiens. wie die gegend hier auch. – diese perspektive hatte ich schon lange einmal: indien mit europa zu vergleichen, von der fülle und vielheit her. auf diese weise erscheint indien plötzlich ungeheuer verblüffend vielschichtig. zumal wenn man durch mitteleuropa läuft, deteils beobachtet, aber zugleich die ausdehnung des subkontinents von lappland bis andalusien, von der bretagne bis nach georgien vor augen hat und darüber wie eine zweite wahrnehmungsschicht das vielfältige indien legt.

durch den clara-park mit dem rad; ein blick auf die große wiese im sonnenschein, die mal nach anhalt-dessau um 1770 aussieht, mal wie eine wiese im amerikanischen mittelwesten. gelegentlich springt ein eichhörnchen über den weg und im unterschied zu einer katze bringt die begegnung ermunterung, lächeln, freude. – mir fiel der schüttelreim: pultschollen – schuldpollen ein und ich war guter dinge plötzlich.

manchmal wache ich nachts auf und habe nur den irrsinnigen wunsch, das fenster zu öffnern und hinauszuspringen. dann schlafe ich in ängsten weiter und erinnere mich am morgen kaum noch an diesen wunsch, kann aber trotzdem den tag nicht mutig beginnen.

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert