geträumt: günter grass bekommt den nobelpreis und dazu ein exemplar der blechtrommel, in der nobelpreis-ausgabe mit weißem einband und goldenen lettern. er erinnert sich, wie er ein solches buch in den fünfziger jahren in händen hielt, als er mit der blechtrommel begann. er schlägt das buch auf und liest den ersten satz: und suchend unsern opa. er wundert sich darüber, wie sein satz nun nach so vielen jahren in ein buch der nobelpreis-reihe gelangte. last fällt von ihm ab.

ich liege im bett, der wecker klingelt alle acht minuten und ich zähle halbe stunden ab, weil ich mir erst tüchtig erscheine, wenn ich nicht mehr als sechs stunden täglich schlafe (kleine nickerchen nicht mitgezählt). ich quäle mich nach schrecklich langer zeit schließlich aus dem bett, bin einigermaßen munter und habe auch nur reichlich acht stunden geschlafen. sollten diese zwei stunden täglich über wohl und wehe entscheiden? das diktat, wenig zu schlafen und viel zu leisten. das chronische schlafdefizit der spätmodernen dienstleistungsgesellschaft, die fahrigkeit, die reizbarkeit, die eingebildeten spinnenweben vor den augen, die die um- und aussicht verschleiern. man kann sich dem nur mit starkem selbstbewusstsein entziehen, und das fehlt mir, fehlt mir ganz und gar.

im baum vor meinem fenster springt eine elster munter herum. frau elster, der zweifel; herr fuchs der glaube?

kann man gedichte auch am computer schreiben? bald wird es die regel und feder-, kugelschreiber- und bleistiftgedichte werden die ausnahme sein. aber man schreibt sie ja weder auf papier noch auf dem bildschirm, und wenn man sie in rinden oder mauerwerk einkratzte, man schreibt sie immer im kopf. nicht wörter, gedanken, wie rühmkorf meint, bilden ein gedicht.

hanns cibulka ist 2004 gestorben, wie ich eben nachlas. es stellte sich heraus, dass er gar nicht so ein partei- und regimenaher autor war, wie anfangs angenommen. man nimmt immer an, wenn einer in der ddr publiziert hat, er sei ein partei- und regimenaher autor gewesen. als vorbilder werden erhart kästner, hans georg jünger und ezra pound genannt. in seiner erzählung „swantow“ thematisiere er als einer der ersten die umwelt- und ökologieproblematik in der ddr und sei damit zu einer art gründungsvater der ostdeutschen grünen geworden – das macht ihn nur sympathischer. zunehmend nahm er in den achtziger jahren kontakt mit kirchlichen kreisen auf. – nach dem krieg begann er eine bibliotheksausbildung, wie etwa günter de bruyn, und ging nach gotha, wo er bis 1985 in der stadt- und kreisbibliothek tätig blieb.

auf der suche nach einem federmäppchen lief ich durch die kaufhäuser leipzigs und war erstaunt darüber, wie viele menschen in den kleinen, integrierten cafés saßen, kuchen aßen und sich umschauten. es ist mir völlig unverständlich, wie man sich in ein kaufhaus setzen und kuchen essen kann. ich begreife es nicht. es könnte sein, dass die menschheit reicher wird, wenn sie ärmer wird, und gewinnt, indem sie verliert. ich arbeite nun auch nicht von früh bis spät, ganz und gar nicht, aber es ist mir völlig zuwider, mich etwa in ein kaufhaus-café zu setzen und kuchen zu essen. überall konsúm. – mein federmäppchen fand ich natürlich nicht. ich lief schnell zum ausgang und dachte nur: eine bombe, eine große bombe. ich kann den zorn junger muslime verstehen.

in einem antiquariat fragte ich nach büchern von hermann lenz, der antiquar fragte nach: hermann? – ja. – das sei auch der bessere, müsse man ja mal sagen dürfen. – genau. — es gab dann jedoch vom besseren, wie es eben so geht, kein buch.

am sonntag hatte ich die probepackung jasmintee, die mir t. vor jahr und tag mitgebracht hatte, beim umräumen des schreibtischs wiedergefunden und endlich aufgegossen. der geschmack war … adelnd und asketisch. so fand ich mich heute in einem teegeschäft ein, wo ich die bekanntschaft mit t.s mutter machte und kaufte ein päckchen tee. wer jasmintee trinke, der fresse auch kleine kinder, hatte sie schon bei meiner bestellung der probepackung seinerzeit geäußert.

im radio ein beitrag über frauen, feminismus und islam: differenz bedeutet reichtum. – zuvor wurde ein buch der berliner akademie besprochen: was ist der mensch. – joseph brodsky formulierte in seiner nobelpreis-rede ungefähr folgendes: wenn die sprache diejenige entscheidende fähigkeit ist, die den menschen vom tier unterscheidet und die poesie zugleich die höchste form der sprache, dann ist der zweck des menschen die poesie.

eben stoße ich auf ein max-weber-zitat, minuten, nachdem ich durch die neuerworbene marxausgabe geblättert habe: der idealtypus des kapitalistischen unternehmers hat nichts vom reichtum für seine person.

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