es tut mir gut, mit s. zu sprechen. sie öffnet dem kafkaschen mäuslein neue wege, das sich auf weiter flur schon in die ecke mit der falle unausweichlich gedrängt fühlte. also sitze ich auf dem feld, nage an einer weizenähre und pfeife auf streunende katzen und kreisende falken. –  ich möchte den ganzen tag im warmen an meinem schreibtisch verbringen und lesendenkenschreiben. früh aufstehen, aus dem schlaf gelockt und gerissen werden von den gedanken und wörtern: denke uns, halte uns fest, schreibe, spreche uns. die müdigkeit hinter mir lassen, die kälte und den schrecken. ich schlafe ein und freue mich auf einen frühen tagesbeginn, auf acht, zehn, zwölf ungestörte stunden am schreibtisch, den tag im morgengrauen beginnen und bis in die nacht führen, aber so ausgeruht und mutig sein wie nach acht, zehn, zwölf stunden schlaf. der schlaf ist mein luxus, der schlaf ist meine versuchung. am mittag schon auf ein beträchtliches tagwerk zurückblicken können. was wäre da möglich in achtzig jahren ohne furcht? aber wer außer mir hindert mich daran? wer außer mir? – ich drehe mich im kreise seit vielen jahren, aber ich bin weder falke noch sturm noch großer gesang, ein kreißender berg bin ich und zugleich das ängstliche, verschüchtete mäuslein auf dem felde, ich sähe nicht, ich ernte nicht, aber ich habe auch kein gottvertrauen wie die lilien. ich warte noch immer auf die große eingebung, selbst wenn mir am hellichten tage schon längst klar ist, dass es keine große eingebung gibt – oder allenfalls höchst selten gibt, sie ist ein kontigentes phänomen, so dass sie mir nie geschehen muss, sondern statt dessen viele kleine schritte. wäre die luft nicht so dünn und der aufstieg nicht so steil, man könnte auch zum mond laufen und zurück in einem leben.

es tut mir gut, mit ihr zu sprechen. sie erinnert mich überzeugend daran, wie jung ich eigentlich noch bin und wieviele möglichkeiten ich habe. man darf sich nicht entmutigen lassen. wir sind alle martin luther vor kaiser und reich in worms – und reich bedeutet welt. irgendwann kommt der tag, kommt die stunde, wo man widersprechen und sich äußern muss. gegen das eigene gewissen handeln ist weder lauter noch recht. hier stehe ich, ich kann nicht anders. vor einer jungen frau, die einen so sehr beeindruckt, dass man fast verstummen möchte; vor einem alten mann, der einen so sehr bedrückt, dass man fast verstummen möchte: hier stehe ich, hier bin ich, hier ist mein herz, mein wort, mein leben. was ist schon furchtbarer, als nachts aufzuwachen und nur mühsam den wunsch unterdrücken zu können, aus dem fenster zu springen. ach, gib’s doch auf, das denken, schreiben, leben. hier stehe ich, ich kann nicht anders. das ist mein guter kampf, das ist der lauf, den ich vollende.

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