geträumt: ich fahre die innere bahnhofsstraße hinauf. linkerhand ist ein schmales haus eingerüstet, putz ist abgeschlagen. erkennbar wird, dass es ursprünglich nur aus einem riesigen, gewölbten fenster bestand, das sich über die gesamte front ausdehnte. später muss es zugesetzt worden sein, denn jetzt hat das haus ganz normale türen und fenster. die merkwürdige vergangenheit erkennt man aber erst durch den fehlenden putz. ungemein interessiert mich der grund für diese ursprüngliche architektur. ich bin versucht, ein foto zu machen, aber wie immer, fahre ich weiter und ärgere mich schon im nächsten moment, nicht angehalten zu haben. – weiter oben, in höhe der scharfen ecke, wo die innere bahnhofsstraße in kirch- respektive schlösselstraße einmündet, ist über die gesamte straße eine große, mehrstöckige doppelgarage gebaut worden, deren unteres geschoss eine art durchfahrt darstellt. ich frage mich, warum diese garage genau dort errichtet werden musste und wer das wohl genehmigt hat. wie ich durch die unterführung fahre, träume ich nicht mehr.

„im idealfall ist jede schule eine polis, eine kleine republik, in der demokratie nicht nur gelehrt und gelernt, sondern auch gelebt wird.“ (im glanz der hymne, in: sz, s. 38.) – sage ich ja: eine schule ist eine gesellschaft im kleinen. schulbesuch infolgedessen eine art gesellschafts-kunde – nur ganz anders, als es eigentlich sein sollte: man lernt sich in hierarchien einzufügen und effizient damit umzugehen, das heißt mit allen mitteln den größtmöglichen nutzen bei geringstmöglichem aufwand zu erzielen, was die … modifikation moralischer prinzipien einschließt. – ganz abgesehen von den gewalt-verhältnissen, die dort herrschen und die auf jede_n teilnehmer_in einwirken, wie ich unlängst mit c. p. begeistert erörterte; dieser zwang zur einordnung in eine hierarchie, von denen die lehrer nur einen teil bilden, der übrige, vielleicht weitaus prägendere sind die mit-schüler. wenn man von kommilitonen spricht, von mit-kämpfern, ist man auch ganz schnell bei hobbes, dem krieg aller gegen alle, dem wölfischen charakter des menschen. ein subtiler krieg wird noch immer geführt, es kommt kaum wer zu tode, aber jeder leidet schaden an seiner seele. es gibt vermutlich, muss ich betübt feststellen, keine alternativen. man kann dieser hierarchie nicht entkommen und nicht der gewalt, die auf einen ausgeübt wird und die man ausübt, aber wenn ich mich in den knaben zurückversetze, der ich einmal war, erschaudere ich vor der gewalt. wenn man einmal mit einer solchen brille die welt betrachtet, erscheint sie nicht nur als ein tollhaus, sondern als ein böser ort. die frage ist durchaus berechtigt: wieviel gewalt steckt in einem plastikbecher? in einer einkaufspassage einer mittelgroßen stadt mit ihren textilgeschäften und der dauerbeschallung durch fließband-musik (alter kulturpessimist!), in die dann auch noch von den hörern unmengen von gefühlen projiziert werden, … wieviele stille katastrophen der verzweiflung ereignen sich just in diesem augenblick? man kann insofern nur erstaunen, wie wenige tatsächlich amok laufen. was tun wir uns einander an?

Dieser Beitrag wurde unter anthropologie, staunen, traum, welt veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert